Diese Woche hat die ICANN bekannt gegeben, dass die ersten 100 neuen Top Level Domains genehmigt wurden. Dies ist einer der letzten Schritte, bevor die Registries, die die gTLDs (Abkürzung für generische Top Level Domains) verwalten, die Registierung von Domains beginnen können.
Delegation erster Marken- und Städte Top Level Domains
In den letzten Wochen wurde auch die erste sog. Marken Top Level Domain, der australischen Universität Monash zugeteilt. Nach der ersten Städte Top Level Domain .wien erhielt ein Pionier des ICANN new gTLD Programms, der Bewerber um die Endung .berlin, ebenfalls die Zuteilung.
„Jetzt gibt es fast fünfmal so viele generische Top Level Domains, wie noch vor ein paar Monaten, was den Internetnutzern ganz neue Wahlmöglichkeiten eröffnen wird,“ sagt Akram Atallah, Präsident von ICANN´s Global Domain Division. „Wie viele andere auch, sind wir sehr gespannt, welche Innovationen diese neuen Domains für die Onlinewelt mit sich bringen.“
new gTLD = neue Möglichkeiten für Internetwirtschaft
Mit einem Verweis auf die historische Bedeutung, verweist Christine Willett, Vizepräsidentin gTLD Operations, auf ein Jahr voller neuer Möglichkeiten.
„Das ist ein historischer Meilensein für das neue Top Level Programm der ICANN und das Internet im Allgemeinen. Das vorausliegende Jahr zeichnet sich durch neue Möglichkeiten in einer sehr stark wachsenden Internetwirtschaft aus.“
Ergänzend zu den ersten Zuteileungen wurden über 200 Registry Agreements (RA) von den Bewerbern für neue Top Level Domains unterzeichnet. Diese Vereinbarungen erlauben den Bewerbern die nächste Schritte des ICANN Programms in Angriff zu nehmen, um ebenfalls eine Zuteilung zu erhalten.
In einem Posting im ICANN Blog schrieb Atallah enthusiastisch über die Möglichkeiten, der bereits zugeteilten Top Level Domains. Dabei nannte er folgende Angaben:
- Mittlerweile werden neue Top Level Domains von Registries in neun Ländern betrieben, wie Australien, China und der Schweiz
- Die ursprünglichen 22 gTLD´s bestanden nur aus lateinischen Buchstaben und sind zumeist mit englischen Wörtern assoziiert, wohingegen die new gTLD´s arabische, chinesische und russische Schriftzeichen einschließen
- Registries für die gTLD´s .wien und .berlin vertreten als sog. Communities nicht das eigene Unternehmensinteresse, sondern die Interessen der Einwohner von Wien, respektive Berlin
Regierungen und Markeninhaber besorgt um Schutz von Rechten
Für einige Bewerber gilt es aber auch noch Hindernisse mit dem ICANN Governmental Advisory Committee (kurz: GAC) zu beseitigen. Dies wurde eingesetzt, um die Interessen von Regierungen gegenüber der ICANN zu vertreten, insbesondere wo ICANN Vorhaben nationale Gesetze und Vereinbarungen berühren, bzw. Bewerber hier Diskussionsbedarf verursachen.
So hat das GAC Bedenken bezüglich der Bewerbungen um .wine / .vin geäußert. Das GAC weist daraufhin, dass Schutzmechanismen gegen den möglichen Missbrauch der neuen Top Level Domains erforderlich sind. Internetznutzer verbinden eine besondere Sorte Wein mit einer bestimmten Region, deren Namen markenrechtlich geschützt sein könnte. Beispiele sind hier Champagne, Burgund, in Frankreich, und Mosel, in Deutschland. Dennoch konnten sich die Regierungen bisher nicht auf einen angemessenen Schutzmechnismus einigen und das GAC hat empfohlen „dass die Bewerbungen weiterhin den normalen Bewerbungsprozess durchlaufen sollen“.
Andere von Seiten des GAC umstrittene Endungen sind .guangzhou und .shenzhen (in chinesischen Schriftzeichen), die beide abgelehnt wurden, da sie von den lokalen Behörden keine Unterstützung bekamen. Eine weitere Bewerbung, um .spa, deren Zielgruppe die Spa und Wellness Industrie sein sollte, hat ähnliche Probleme, da der Name auch dem einer geografischen Region in Belgien gleichkommt. Der Bewerber (das Unternehmen Donuts aus den USA), hat der Stadt Spa daraufhin angeboten, eine Reihe von Domains für deren eigenen Gebrauch zu reservieren.
Es gibt auch Fragen zum Schutz von internationalen NGO´s (nicht Regierungsorganisationen), wie dem Roten Kreuz, bestimmten weiteren geografischen und Community bezogenen Endungen, wie .islam und .halal.
Eine der größten Herausforderungen für neue Top Level Domains sind Bedenken von Markeninhabern. Um die damit verbundenen Fragestellungen sehr einfach darzustellen, hat die ICANN eine Infografik veröffentlicht. Diese kann hier heruntergeladen werden: http://newgtlds.icann.org/en/announ….